
Wer schwach im Aufpassen ist, ist gut im Suchen.
Hauptstadt:
Addis Abeba
Jahr der Unabhängigkeit:
Nie kolonialisiert
Bevölkerungsdichte:
117 Einwohner pro km²
Religionen:
63 % Christen, 34 % Muslime
Sprachen:
Amharisch, Oromo, Tigarinya, Somali, Afar (+ 83 weitere)
Währung:
Äthiopischer Birr
Sehenswürdigkeiten:
Arba Minch, Afrera Salzsee, Axum, Dallol, Erta Ale Vulkan, Gambella Nationalpark, Gondar, Lalibela Felsenkirchen, Omo Nationalpark, Tanasee

Blick ins Buch
(...)
Um siebzehn Uhr brachen wir auf. Wir hatten gewartet, um die Hitze zu vermeiden. Das Thermometer zeigte immer noch über vierzig Grad an. Vor uns lagen zehn Kilometer Fußwanderung, etwa sechshundert Höhenmeter und eine trübselige Landschaft. Langsam schritten wir über den schwarzen Lavaboden. In der Ferne leuchtete und rauchte der Vulkan. Wie mächtig die Lava sein musste, wenn sie den Himmel über dem Vulkan rötlich färbte.
Soldaten rannten in voller Ausrüstung an uns vorbei.
„Wie ist das möglich? Wie können die bei dieser Hitze laufen?“
„Hier können nur Soldaten stationiert sein, die aus dieser Gegend kommen. Sie bleiben immer nur einige Wochen“, erklärte mir der Guide.
„Ich würde hier keinen Tag überleben“, dachte ich.
Nach einer halben Stunde legten wir unsere erste Pause ein. Zehn Minuten, um Kräfte zu tanken.
Meine Strategie war, möglichst weit vorn in der Gruppe zu laufen, um die zehn Minuten voll auszukosten. Die, die langsamer waren, hatten entsprechend weniger Erholungszeit.
Nach eineinhalb Stunden brach meine Strategie ein und ich zusammen. Magenkrämpfe überfielen mich. Ich konnte keinen Schritt weiter und setzte mich hin. Die Gruppe zog an mir vorbei. Ich sah den humpelnden Engländer mit seinem drahtigen Sohn auf mich zukommen. Sie waren die letzten.
„Geh du weiter“, forderte der Sohn seinen Vater auf. „Ich begleite sie.“
Sein Vater zog weiter.
„Was hast du?“
„Ich habe Magenkrämpfe. Es geht mir seit einigen Wochen nicht mehr gut.“
„Hier, trink das.“ Er kippte ein Pulver in mein Wasser. „Das sind Elektrolyte. Die sind wichtig für dich.“
Einer der Guides kam und bot mir an, meinen kleinen Rucksack zu tragen. Trotz eines unangenehmen Gefühls nahm ich das Angebot an.
Langsam, aber stetig ging es weiter. Ohne Pause.
Nach insgesamt vier Stunden erreichten wir endlich den Gipfel.
„Wir müssen warten“, stellte der Guide zu unserer Enttäuschung fest. „Der Wind steht schlecht und bläst die giftigen Schwefelgase in unsere Richtung.“
Wie? Was? Ich hatte mich ohne Pause unter Schmerzen hochgequält und nun sollten wir warten? Es blieb uns nichts anderes übrig. Wir warteten. Natur ist Natur. Die Luft kühlte langsam ab und meine Magenkrämpfe ließen etwas nach.
„Okay. Wir können zum Krater“, teilte der Guide uns endlich mit.
Ein letzter Aufstieg führte uns zur Krateröffnung.
Zäh bewegte sich ein Lavafluss durch den rotgelb glühenden See und wir standen Aug in Aug mit dem Inneren der Erde. Die Lava zog mich in ihren Bann. Ich ging immer weiter an den Rand. Ein falscher Schritt und die Erde würde mich verschlucken.
Ein Windstoß aus Schwefeldämpfen riss mich aus diesem Bann. Augen, Rachen und Nase schmerzten. Wir alle entfernten uns unverzüglich vom Kraterrand. Sobald sich der Wind gelegt hatte, zog uns der Lavasee wie eine magische Kraft zurück. Das Spiel zwischen abstoßenden Dämpfen und anziehendem Anblick ging eine Weile, bevor wir zurückgerufen wurden.
(...)