
Behandele die Tage gut und sie werden dich gut behandeln.
Hauptstadt:
Lusaka
Jahr der Unabhängigkeit:
1964
Bevölkerungsdichte:
29 Einwohner pro km²
Religionen:
95 % Christen
Sprachen:
Englisch (+ 7 weitere)
Währung:
Sambischer Kwacha
Sehenswürdigkeiten:
Kafue Nationalpark, Karibasee, Sambesi, South Luangwa Nationalpark, Victoriafälle

Blick ins Buch
(...)
Die Mine bestand aus einem Untertagebau und einem stillgelegten Tagebau, an dem wir vorbeigingen, ohne ihn weiter zu beachten.
„Der Fahrstuhl ist kaputt, wir müssen zu Fuß unter Tage gehen.“
Der Weg, der vor uns lag, sollte uns dreihundertfünfundsiebzig Meter unter den Erdboden führen. Ich betrat die Mine, belastet von Vorurteilen. Jede Reportage, die ich je über Bergbau in Afrika gesehen hatte, hatte blutige Auseinandersetzungen, Kinderarbeit und andere menschenunwürdige Arbeitsbedingungen thematisiert. Meine Begegnung mit den simbabwischen Studenten hatte diese Sicht bereits etwas relativiert, aber vorurteilslos war ich noch nicht.
Umso mehr beeindruckte mich der gut gesicherte und beleuchtete Eingang, der unter Tage führte. Wir konnten aufrecht gehen, der Boden war eben und der Gang wurde durch einen Holzrahmen gestützt. Die Ventilation schien auch gut zu sein; leicht kühle Luft kam uns entgegen.
Dieser positive erste Eindruck wich wenige Schritte später der Realität.
Sobald wir um die erste Ecke gebogen waren, wurde es finster. Ich konnte nur so weit sehen, wie meine Stirnlampe den Weg beleuchtete. Als der Boden kurze Zeit später uneben wurde und von Steinen übersät war, war sie ein Lebensretter. Zu Beginn boten die Reflektoren auf den Anzügen der anderen Arbeiter mir eine Orientierungshilfe, doch die Hilfe währte nicht lang. Die Westen verschwanden.
„Die Arbeiter rennen ja fast. Mir ist es richtig peinlich, wie langsam ich gehe.“
„Sie brauchen etwa zwanzig Minuten, um zum Ziel zu kommen.“
Ich würde über eine Stunde brauchen. Es lag zum einen an meiner Kondition und den immer drückenderen Luftverhältnissen. Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Zum anderen lag es aber an dem Geröll auf dem Weg, das wir oft nicht sehen konnten, sondern mit den Gummistiefeln ertasten mussten. Die Pfützen, die fast den ganzen Weg verdeckten, waren nicht selten knietief. Der hohe Wasserpegel im Inneren des Bergwerks bereitete mir Sorgen.
„Habt ihr Notversorgungsräume, in die man flüchten kann, wenn die Gänge überfluten oder einstürzen?“
„Nein, aber wir planen solche einzurichten.“
Gerne hätte ich aufgegeben. Doch dann hätte man das wohl einfach damit begründet, dass ich eben eine Frau sei. Das wollte ich nicht. Ich wollte eine Lanze für sambische Frauen brechen, die gerne im Bergbau arbeiten würden, denen es aber durch strenge Gesetze sehr schwer gemacht wurde.
Endlich erreichten wir die Dreihundertfünfundsechzig-Meter-Marke. Das Ziel war nah. Dieses Wissen half mir dabei, noch eine Weile durchzuhalten. Von meinem linken Fuß ging ein brennender Schmerz aus. Ich versuchte, mir auch das nicht anmerken zu lassen. Die Luft war staubig und der Sicherheitsverantwortliche bat mich, die Atemschutzmaske aufzusetzen. Diese erschwerte das Atmen in dieser ohnehin sauerstoffarmen Luft zusätzlich. Ich atmete durch Mund und Nase zugleich. Der Schweiß floss wie ein Bach von meiner Stirn in meinen Mund. Der Sauerstoffmangel wirkte sich auf mein Gehirn aus. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, außer jenen: „Wie zum Teufel soll ich es wieder nach oben schaffen, wenn ich bergab fast zusammenbreche?“
Am Ziel standen Maschinen, um den Weg durch den Schacht zu ebnen. Der Abbau selbst war größtenteils Handarbeit. Eine blaue Naht zog sich durch die Gesteinswand.
„Das ist Kupfer.“
Den übrigen Erklärungen konnte ich kaum noch folgen. Mein Körper war auf ‚nicht in Ohnmacht fallen‘ programmiert. Mir gelang es gerade so, eine Frage zu stellen. „Darf ich ein Stück Kupfer mitnehmen?“
(...)