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Essen, ohne zu teilen, ist wie mit deinem Mund zu fluchen.

Hauptstadt:

Gaborone

Jahr der Unabhängigkeit:

1966

Bevölkerungsdichte: 

5 Einwohner pro km²

Religionen:

50 % Christen, 49 % Traditionelle Glaubensrichtungen

Sprachen: 

Englisch, Setswana (+ 7 weitere)

Währung: 

Pula

Sehenswürdigkeiten: 

Chobe Nationalpark, Okavango Delta, Transfrontier Nationalpark

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Blick ins Buch

(...)

   Wir hatten die Stadt verlassen und durchquerten ein großes Feld auf einem Trampelpfad. Meine neue Freundin leuchtete uns mit ihrem Handy den Weg, denn es gab keine Straßenbeleuchtung. Alleine hätte ich mich gefürchtet.

Sie zeigte auf eine kleine Ansammlung von Häusern: „Dort drüben wohne ich. Weißt du, was ein ‚4 in 1‘ ist?“, erkundigte sie sich lächelnd.     Ohne Kontext konnte ich mir nichts darunter vorstellen. Ich zog grübelnd meine Augenbrauen zusammen. „Nein.“

   Sie lachte. „Küche, Wohn-, Schlaf- und Badezimmer in einem Raum. Heute lernst du ein ‚4 in 1‘ kennen.“

   Mit dieser neuen Information fand ich es noch beeindruckender, dass sie mich zu sich nach Hause eingeladen hatte. Sie hatte nicht viel und war bereit, das Wenige mit einer komplett unbekannten Person zu teilen.

   Wir kochten Pap, Hühnchen und ein grünes Gemüse, das aussah wie Algen und sehr bitter schmeckte. „Der Spinat Botsuanas“, dachte ich und zwang mich, es herunterzuschlucken.

   „Wie bereits erwähnt, dieser Raum ist auch mein Badezimmer. Hast du ein Problem damit, nackt gesehen zu werden?“, fragte sie mich einfühlsam.

   „Ja. Ein riesengroßes Problem“, dachte ich und sagte aus Respekt vor den Lebensbedingungen und ihrer Großherzigkeit: „Nein. Kein Problem.“

   Sie brachte mir eine Babywanne. Wie sollte ich mich darin waschen? Zu allem Überfluss war sie von einem Riss durchzogen, der sich fast bis zum Boden der Wanne ausweitete. Wasser konnte man hier nicht einfüllen. Ich zog meine Kleider aus und stand nun nackt und beschämt da.

   „Setz dich rein“, forderte sie mich auf.

   Ich versuchte, mich hinzusetzen, doch es ging nicht. Meine Hüften waren zu breit, meine Knochen zu lang. In einer Wanne für Babys zu baden, stand nun fast symbolisch für mich. Ich war nackt und hilflos wie ein Baby. Wie sollte das funktionieren? Sie beobachtete meine ungeschickten Versuche, herauszufinden, wie ich mich in dieser winzigen Vorrichtung waschen sollte.

   Sie entledigte sich kurzerhand ebenfalls aller Kleider. „Ich zeige dir, wie es geht“, sagte sie und hockte sich nackt neben mich.

Ich beobachtete sie.

   Der Trick war, mich nicht auf mein Gesäß zu setzen, sondern nur in die Hocke zu gehen. So mussten meine breiten Hüften keinen Platz in der Wanne finden. Sie stellte pantomimisch und ohne Wasser dar, wie nun der Waschvorgang idealerweise weiter verlief. Ich sollte nicht den Körper nass machen, sondern das Stück Seife in Wasser eintauchen und mich damit einseifen. So konnte ich viel Wasser sparen. Nachdem ich mich eingeseift hatte, goss ich mit einem Joghurtbecher vorsichtig Wasser über alle Körperstellen. Für dieses ‚Bad‘ brauchte ich nur drei Liter Wasser und der Wasserstand reichte am Ende des Badevorgangs bis knapp unter den Riss in der Wanne. Sie reichte mir ein Handtuch und ich war glücklich und stolz. Glücklich, sauber zu sein und eine neue Freundin gefunden zu haben und stolz darauf, über meinen Schatten gesprungen zu sein und mit nur drei Liter Wasser geduscht zu haben.

Was für ein Erfolgserlebnis. Unser Umgang war außergewöhnlich vertraut und wir teilten uns das Bett. Wie in Botsuana wahrscheinlich üblich, schlief sie oben ohne. Ich blickte aus dem Fenster in die Nacht, deren Himmel reich mit Sternen beschmückt war.

(...)

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